Das Frostig- Konzept
Was ist das Frostig-Konzept?
Das Frostig-Konzept wurde 1951 von Marianne Frostig entwickelt und dient der Behandlung von Kindern mit Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen.
Es ist nach dem ganzheitlichen Ansatz aufgebaut; fördert die kindliche Entwicklung und dient zur Therapie von Lernstörungen.
Das Konzept kann eigenständig oder in Kombination mit anderen Behandlungsverfahren angewandt werden. Es entspricht noch immer aktuellen medizinischen, psychologischen und pädagogischen Forschungsergebnissen.
Mit dem weltweit bekannten und erprobten Frostig-Programm zur frühzeitigen und systematischen Förderung der visuellen Wahrnehmungsfunktionen wird die allgemeine Wahrnehmung verbessert und die Gefahr schulischer Schwierigkeiten vermindert. Grundlage dieses Programms stellte der Frostig-Test der visuellen Wahrnehmung (FEW) dar, heute aktualisiert und neu aufgelegt als DTVP 2 (Developmental Test of Visual Perception). Beide umfassen mit verschiedenen Untertests Grundfunktionen der visuellen Wahrnehmung wie Auge-Hand-Koordination, Figur-Grund-Unterscheidung, Formkonstanz Identifikation und Reproduktion von Gestalten. Des Weiteren entwickelte Marianne Frostig den Frostig-Test der motorischen Entwicklung (FTM), der eine diagnostische Testbatterie zur Beurteilung der sensomotorischen Entwicklung von Kindern für die Bewegungsmerkmale Koordination, Beweglichkeit, Gelenkigkeit, Kraft und Gleichgewicht enthält. Zudem kann ein entsprechendes Trainingsprogramm zusammengestellt werden. Das Frostig-Konzept verbindet somit durch seinen ganzheitlichen Ansatz die kindliche Entwicklungsförderung und die Behandlung von Lern- und Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen.
Bei welchen Kindern ist das Frostig-Konzept hilfreich?
Das Frostig-Konzept ist für Vorschul- und Schulkinder sinnvoll, deren Förderschwerpunkte auf folgenden Bereichen liegen:
- Aktive Körpererfahrungen („innerer Raumplan“)
- Auseinandersetzung mit der Fläche/Zweidimensionalität
- Form-Raum-Zeit-Dimensionen/Dreidimensionalität
- Sinn- und bedeutungsvolles Lernen in Selbstbestimmtheit
Es werden Basisfähigkeiten gefordert und gefördert wie:
- Wahrnehmen
- Beobachten
- Verstehen
- und anschließend adäquat handeln
Wie wirkt die Therapie nach Frostig?
Marianne Frostig setzt in ihrer therapeutischen Arbeit Raum und Zeit für individuelles Experimentieren und für die aktive Auseinandersetzung zwischen Therapeut, Kind und Materialien ein.
Die Ergotherapie überträgt den handlungsorientierten Ansatz in neuropsychologische und graphomotorische Aspekte und gewährleistet somit den Übertrag in die Therapie.
Entwicklungsgemäße Angebote ermöglichen dem Kind Eigeninitiative zu entwickeln, Probleme abzubauen oder zu beseitigen. Es kommt zu einer Steigerung der Ich-Kompetenz mit Konfliktfähigkeit, Selbstständigkeit und Selbstvertrauen.
Das Kind erlebt visuomotorische Koordination, Figur-Grund-Wahrnehmung, Wahrnehmungskonstanz, Raum-Lage-Wahrnehmung und die Wahrnehmung räumlicher Beziehungen.
Wie wird die Frostig-Therapie durchgeführt?
Nach ausführlicher Anamnese und erstem Kennenlernen werden dem Kind entwicklungsgemäße Angebote zu konkretem, motiviertem und selbstbestimmtem Handeln gemacht.
Ziele einzelner Einheiten können sein:
- Aktivieren körperlicher Aktivitäten, wie Tragen, Ziehen, Schieben verschiedener Gegenstände
- Körperkontrolle bewusst und automatische steuern
- Überkreuzen der Körpermitte
- Ausdauer einüben
- Handlungstempo an erforderliche Situation anpassen und variieren
- Konfliktverhalten einüben
- Hilfe einfordern und aussprechen
- Räumliche Beziehung im Raum planen und umsetzen
- Taktile Wahrnehmung von Oberflächen, Strukturen, Formen, Gewichten und Größen
- Mengenerfassung
- Richtungswahrnehmung
- Raumorientierung
- Konzentration, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit
- Feinmotorische Anpassung und Geschick
All diese Ziele können in Alltagshandlungen eingebunden werden. Sie unterstützen die therapeutische, handlungsorientierte und alltagsrelevante Vorgehensweise der Ergotherapie.
Das Frostig-Konzept bietet sich daher gut zur Anleitung der Eltern und zum Transfer erlernter Leistungen in den Alltag und das Lebensumfeld des Kindes an.